„DIES SIND NICHT IHRE KINDER, BITTE LÖSCHEN SIE DIESE FOTOS – JETZT!“, empörte sich der Zenturio in befehlsgewohntem Ton gegenüber Dritten. In voller Rüstung, auf dem obersten Wehrgang der Porta Nigra stehend, wandte er sich wieder seinen siebzehn neuen unfreiwilligen Rekruten aus dem Grenzgebiet des Limes zu. Diesen galt es beizubringen, wie imaginäre Steine auf den Feind hinab zu werfen seien, wie man die Götter um Beistand anruft und „frittierte Germanen“ zubereitet, sollten sich solche auf ungebetene Weise den Toren der Stadt Augusta Treverorum nähern.
Besagter Zenturio, ein professioneller Schauspieler, begeisterte Schülerinnen und Schüler der 8a des Gymnasiums im Kannenbäckerland in einer Erlebnisführung durch die Porta Nigra. „Das Geheimnis der Porta Nigra“ wurde von diesen als kulturelles Highlight ihrer Klassenfahrt nach Trier bezeichnet, war sie doch ein gelungener Mix aus Mitmach-Führung und medial unterstütztem Ein-Mann-Theater, in welcher nicht nur die Geschichte des Stadttores, sondern auch des römischen Lebens, der Stadt Trier, oder der Götterwelt beleuchtet wurde, nicht zuletzt mit einem gesellschaftlich-kritischen Fazit über den Krieg bis in die heutige Zeit.
Auch abseits dieses Highlights war die Woche vom 9. bis zum 13. September 2024 reich an spannenden wie lehrreichen kulturellen und historischen Programmpunkten, die den jungen Teilnehmer/innen viele unvergessliche Erlebnisse bescherten. Die An- und Abreise erfolgte per Bahn, die Unterbringung fand in der Trierer Jugendherberge direkt am Moselufer statt, etwa 20 Gehminuten von der Innenstadt entfernt.
Den Auftakt des Programms bildete gleich montags eine Stadtrallye, bei der die Schüler/innen die Fußgängerzone Triers in Kleingruppen auf eigene Faust erkundeten. Mithilfe von Hinweisen und Aufgaben galt es, wichtige Sehenswürdigkeiten zu finden und Wissensfragen zur Geschichte und der Kultur Triers zu beantworten. Nebenbei wurden gleich die üblichen Fast-Food-Restaurants gefunden und getestet.
Tags darauf folgte ein informativer Stadtrundgang durch die älteste Stadt Deutschlands und einstige Hauptstadt des gesamten weströmischen Reichs. Dem Fremdenführer gelang es, die Aufmerksamkeit der Schüler/innen durch seinen farbenfrohen und jugendgerechten Vortragsstil im schönsten Trierer Dialekt, gewürzt mit lustigen historischen Anekdoten, für ganze zweieinhalb Stunden zu gewinnen, wie zahlreiche Nachfragen und Beiträge bewiesen, sodass alle einen lebendigen Einblick in die Blütezeit der römischen Weltstadt erhielten. Mitunter erzählte er, warum ein Mann sich fünf Jahre lang in der Porta Nigra einmauern ließ, die wahre Herkunft der schwarzen Färbung des Stadttors, weshalb die Eingangstüren von Wohntürmen sich schon damals im 2. Stock befanden, an welch delikaten Details man den Statuen auf dem Hauptmarkt heute ansieht, was die Bürger einst vom Bischof hielten, oder, wozu die Kaiserthermen, geplant als Badeanstalt, wahrscheinlich wirklich dienten.
Am späten Nachmittag folgte eine zweistündige Schiffstour auf der Mosel. Zwischen Trier-Pfalzel und der Staustufe konnte man die prächtigen Sandsteinfelsen bewundern, aus welchen die Trierer Monumentalbauten errichtet sind. Weiterhin eine alte Werft, die Römerbrücke, historische Kräne und natürlich die über allem thronende Mariensäule. Die Stadtwahrzeichen waren von hier aus zwar kaum zu sehen, dafür aber genossen die Schüler/innen es nach der Lauferei auch einmal zu sitzen und sich sogar ganz ohne Smartphone zu unterhalten, während einem – je nach Fahrtrichtung – wahlweise frische oder dieselgetränkte Luft um die Nase wehte.
Am dritten Tag ging es weiter mit der eingangs beschriebenen Erlebnisführung durch die Porta Martis, das letzte von einst vier solcher Stadttore und unter dem Namen Porta Nigra („schwarzes Tor“) besser bekannten Wahrzeichen Triers, erbaut um 170 n.Chr. und zwischenzeitlich rund 800 Jahre lang als Kirche genutzt, was der einzige Grund ist, warum sie überhaupt noch steht.
Am selben Tag folgten drei weitere Programmpunkte, die gemeinsam in Eigenregie erkundet wurden: Das Landesmuseum gehört quasi zum Pflichtprogramm und zeigt wertvolle Funde, von kunstvoll gearbeiteten Mosaiken und Grabmalen bis hin zu Alltagsgegenständen der Römer sowie nicht zuletzt den mit 18,5 kg Gold größten Hortfund der römischen Kaiserzeit. Des Weiteren das Amphitheater, wenige hundert Meter außerhalb der heutigen Innenstadt, in welchem einst Gladiatoren- und Tierkämpfe zur Unterhaltung stattgefunden hatten und wo heute noch die Arena inklusive Keller sowie die grasüberwachsenen Reste der Ränge begangen werden können. Zuletzt, der Vollständigkeit halber, besuchte man die Ruinen der Viehmarktthermen. Etwas „Freilauf“ im Stadtzentrum beendete den Mittwoch.
Der vierte Tag führte die Reisegruppe mit dem Zug in die Stadt Luxemburg. Zunächst ging es ins wunderschön gestaltete und für Jugendliche kostenlose Naturhistorische Museum, das mit zahlreichen Exponaten, interaktiven Ausstellungen über die Tier- und Pflanzenwelt vergangener Epochen, sowie über ökologische Zusammenhänge informierte. Besonders die lebensechten Nachbildungen ausgestorbener Tierarten und Simulationen zu Räuber-Beute-Modellen und Meteoriteneinschlägen weckten das Interesse der Jugendlichen. In Luxemburg stand ebenfalls eine Stadtrallye auf dem Programm, bei der die Schüler/innen die malerische Altstadt und ihre Sehenswürdigkeiten erkundeten. Zeit für etwas Freizeit im Stadtkern blieb ebenfalls. Zurück in Trier endete der letzte Abend vor der Abreise mit einem gemeinsamen Restaurantbesuch und einem Spieleabend.
Nach viereinhalb erlebnisreichen Tagen kehrten die Schülerinnen und Schüler der 8a voller neuer Eindrücke und Erlebnisse nach Hause zurück. Die Klassenfahrt nach Trier (und Luxemburg) bot nicht nur eine spannende Reise in die Geschichte, sondern förderte auch den Zusammenhalt der Gruppe. Was bleibt, sind viele schöne Erinnerungen, neues Wissen rund um die Römerstadt Trier und – vielleicht am wichtigsten – eine gestärkte Klassengemeinschaft.